"Bei diesem Wetter, da können Sie guten Gewissens den Tag auf dem Sofa verbringen. Machen Sie es sich einfach gemütlich zu Hause", sagt die Moderatorin am Morgen im Radio.
Ich denke, ja, das kann man, muss man aber nicht. Und was heißt 'diesem Wetter'? Warum sollte ich, nur weil keine Sonne scheint und der HImmel nicht tiefblau ist, auf dem Sofa sitzen oder liegen? Ich sehe da keinen Zusammenhang.
Rausgehen ist für mich alternativlos. O. k. bei Eisregen und spiegelglatten Straßen sowie Gewitter gehe ich, ohne trifftigen Grund, auch nicht vor die Tür. Das ist mir einfach zu gefährlich. Aber sonst, sonst gibt es für mich keine Ausrede.
Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich schon mein ganzen Leben, bei jedem Wetter vor die Tür gegangen bin, bzw. als Baby/Kleinkind geschoben wurde. Das scheint also bei mir eine frühkindliche Prägung zu sein. Ich danke meinen Eltern dafür.
Nachdem die Moderatorin nun ihren Zuhörern das "go" für einen Sofatag gegeben hat, ziehe ich mich an und gehe vor die Tür.
Und was sehe ich? Richtig, zwei oder drei Jogger und nach ungefähr 30 Minuten, den ersten Fußgänger.
An der frischen Luft kann ich so herlich meinen Gedanken freien Lauf lassen und neue Ideen für "So gesehen" bekommen. Ich denke dann z. B. an die durch Corona "Eingesperrten", die nun auch noch am Wochenende nicht raus können, wei das Wetter nicht der gewünschten Norm entspricht.
Dabei ist die Bewegung an der frischen Luft so unglaublich gesund. Sie baut Stress ab und lässt die Pfunde purzeln. Allerdings nur, wenn man sich nicht hinterher einen Latte genehmigt.
Ich denke auch an die Kinder und Familien, die in beengten Wohnverhältnissen wohnen. Gerade für die wäre es ideal, mal frische Luft zu schnappen. Ihren Hund können sie doch einfach allein zu Hause lassen. Also ich meine natürlich den inneren Schweinehund.
Und wieder fällt mir der Spruch der Moderatorin ein. Warum unterstützt ein öffentlich-rechtlicher Sender noch dieses Nichtstun, wenn sie später über häusliche Gewalt und Coronapfunde berichten?
Ja, Theorie und Praxis sind oft so weit auseinander oder anders, die linke Hand weiß nicht, was die rechte Macht.
Leider!
Vielleicht ist das aber auch sozial gewünschtes Moderieren.
Ich habe da noch ein Beispiel aus dem Winter, das sich in meinem Kopf festgesetzt hat:
In Hamburg fiel dieses Jahr tatsächlich mal Schnee. Und das am Wochenende.
Ich wollte natürlich (schneeunabhängig) rausgehen. Ich nahm gerade "Fahrt" auf, da wurde ich schon ausgebremst. Es waren andere Menschen auf den Fußwegen und den Straßen. Auch damals teilweise schon mit coronabedingten 'eingesperrten' Kindern. Teilweise mit Schlitten. Teilweise mitten auf der Straße. Wie gewagt. Ich ging weiter. Langsam weiter. Schnell (mein normales Tempo) ging nicht, weil überall Menschen aus den Häusern kamen und scheinbar den Schnee mit ihren Schuhen berühren wollten.
Die armen, armen SUVs, die ich sah, verbrachten heute den Tag unter dem Carport. Hatten die das verdient? Naja, vielleicht wurden die ja schon morgens zum Brötchenholen benutzt. So dreihundert Meter ohne richtige Sonne, dass ging nun wirklich nicht zu Fuß.
Nach abdershalb Stunden brach ich meinen Spaziergang ab und ging nach Hause. Nee, das war mir einfach zu voll.
Abends im Fernsehen wurde darüber berichtet, dass bei diesem schönen Wetter viele Menschen Ausflugspunkte aufgesucht haben. Ich freute mich für die SUVs, die endlich wieder raus durften. Ich konnte allerdings heulen, wenn ich an den Dreck dachte, den viele (Autos und Menschen) fabrizieren, wenn sie (stundenlang) fuhren, um dann "frische Luft zu tanken".
Am nächsten Tag ging ich wieder los. Der alte Schnee war noch da. Die Leute nicht mehr. Und woran lag es? Richtig, die Sonne schien nicht mehr.
Ich werde es nie verstehen, warum viele Menschen in meiner Wohngegend (am Wochenende) nur auf die Straße gehen, wenn sie die Sonne sehen. Ich schätze mal es sind so 90 Prozent.
Wenn so viele Menschen dieses (nord-) deutsche Mischmaschwetter nicht mögen, warum ziehen sie nicht in die Südsee?
Un dann tauchen wieder meine Fragen auf:
- Warum ist für viele "gutes Wetter" nur blauer Himmel, strahlende Sonne und 20 oder mehr Grad?
- Und was mich besonders erschreckt ist, die Kommunikation der Medien. Sitzen da auch nur Sonnenanbeter?
- Was machen die Menschen in der anderen Zeit? Sitzen die wirklich nur auf dem Sofa?
- Warum scheint es viele zu langweilen, einfach nur vor die Tür zu gehen?
- Es ist doch genial, gerade während Corona, andere Leute abständig auf der Straße zu sehen oder sich mit Nachbarn zu unterhalten. Warum werde ich nie müde, einfach vor die Tür zu gehen?
Mir fallen noch so viele Fragen und Gedanken dazu ein, aber ich mache jetzt ersteinmal Schluss, damit ihr jetzt vor die Tür gehen könnt, denn 'eingesperrt' waren und sind wir m. E. während Corona in Deutschland nicht. Auch wenn dieser Begriff von einigen benutzt wird.